Was ist Spiritismus?

Geboren zu werden, sterben, wiedergeboren zu werden und sich immer vorwärts zu entwickeln, so ist das Gesetz.


Unerschütterlicher Glaube ist nur solcher, der sich der Vernunft in allen menschlichen Zeiten gegenüberstellt.


Das Lernen der Werke Allan Kardecs ist die Basis für das richtige Kennen der spiritistischen Lehre.


Das ist eine von hochgestellen Wesen, durch Medien offenbarte Doktrine, organisiert (kodifiziert) durch einen französischen Erzieher, der im letzten Jahrhundert unter dem Namen Allan Kardec bekannt war. Spiritismus ist gleichzeitig Philosophie, Wissenschaft und Religion.
Philosophie, denn er gibt eine Darstellung des Lebens wieder, die Fragen wie: “Woher komme ich?”, “Was tue ich auf dieser Welt?”, “Wohin gehe ich nach dem Tod?” beantwortet. Jede Doktrine, die eine eigene Konzeption der Welt wiedergibt, ist eine Philosophie.
Wissenschaft, denn er untersucht nach Gesichtpunkten der Vernunft und innerhalb wissenschaftlicher Kriterien mediale Phänomene, d.h. Phänomene, die durch Geister verursacht werden, und die nichts anderes sind, als natürliche Fakten. Alle Phänomene, auch die fremdartigsten, haben eine wissenschaftliche Erklärung. Es gibt im Spiritismus nichts Übernatürliches.
Religion, denn als Ziel wird die moralische Veränderung der Menschen verfolgt, in dem die Lehre Jesu Christi wiederbelebt wird, in einem wahrhaften Ausdruck von Einfachheit, Reinheit und Liebe. Eine einfache Religion, ohne Priester, Zeremonien oder Sakramente irgendeiner Art; ohne Rituale, Bildanbetung, Kerzen, spezielle Verkleidung oder äußerliche Zeichen.
Der Spiritismus hat fünf grundlegenden Prinzipien:

  • Die Existenz der Geister und ihr Überleben nach dem Tod;
  • Die Reinkarnation;
  • Das Gesetz der Ursache und des Effektes;
  • Die Verbindung zwischen der materiellen und spirituellen Welt;
  • Die wachsende Entwicklung der Geister.

Sowie der Spiritismus heute in Deutschland dargestellt wird, ist festzustellen, dass er in seiner Begriffsbestimmung eine Umschreibung erfuhr. Ein Missbrauch, eine Verfälschung und ein Verbot dieser Lehre geschahen ab der Jahrhundertwende und fanden einen Höhepunkt während der Zeit des Nationalsozialismus, wie es auch in der Kunst, Literatur, anderen Geisteswissenschaften und in philosophischen Weltanschauungen vorgekommen ist. Der Begriff “Spiritismus” wurde dann über die Zeit hinaus falsch gedeutet und verstanden. Auch heute werden Teile der Spiritistischen Philosophie bewusst und unbewusst missbraucht, z.B. in sektenartigen Gruppierungen bzw. im Jugendokkultismus. Davon grenzen wir uns bewusst ab und wollen die ursprüngliche Auffassung des Spiritismus nach Allan Kardec wieder in Deutschland durch Studien und Öffentlichkeitsarbeit rechtsmäßig fördern. Der Spiritismus nach Allan Kardec ist “zugleich eine beobachtende Wissenschaft und eine philosophische Lehre. Als praktische Wissenschaft enthält er die Beziehungen, die man mit der Geistigen Welt haben kann; als Philosophie umfasst er alle moralische Folgen, die sich aus diesen Beziehungen ergeben.” Die Philosophie des Spiritismus fragt nach der Existenz der Seele und nach einem Weiterleben nach dem Tode. Diese ist eine der wesentlichsten Fragen, deren Lösung zu wichtigen Folgerungen führt, z.B. einer christlichen und sittlichen orientierten Lebensführung oder einer helfend-unterstützenden Haltung gegenüber den Nächsten.

Ist der Spiritismus Okkultismus?

Laut Bertelsmann Lexikon ist Okkultismus (lateinisch: occultus = verborgen, geheim) eine Sammelbezeichnung für “übersinnliche Lehren und Praktiken, die geheimnisumwittert, nicht erklärbar und nur wenigen zugänglich sind, sowie für die Beschäftigung damit.” (...) “Der ‘klassische’ Okkultismus behauptet ein Geheimwissen, das nur Wenigen zugänglich ist.” Der Spiritismus ist darausfolgend kein Okkultismus, keine Magie und gehört nicht zum Esoterismus (Esoterik), wie öfters verwechselt wird. Der Spiritismus ist eine allgemein verständliche, klare Philosophie und seine Studien geschehen in offenen, jeder Person zugänglichen Gruppen.
Die Gesetze, die der Spiritismus behandelt, sind zu allen Zeiten vorhanden, da sie auf den Naturgesetzen beruhen. Er behandelt Fragen, welche die Menschheit seit Anfang der Zeit sich stellt: Wer bin ich? Wozu bin ich geboren? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es Leben nach dem Tod? Woher bin ich gekommen? Wohin werde ich gehen? Gibt es einen Gott? Was das Ziel unserer irdischen Existenz ist und welchen Sinn haben Schmerzen und Leiden.

Ist der Spiritismus christlich?

Laut der gegebenen Antwort auf die Frage 625 des “Buches der Geister” “ist Jesus für den Menschen das Vorbild der moralischen Vollkommenheit, auf welche die Menschheit auf Erden Anspruch hat. Gott gab ihn uns als das vollkommenste Urbild, und seine Lehre ist der reinste Ausdruck göttlichen Gesetzes, weil er vom göttlichen Geiste beseelt und das reinste Wesen war, das je auf Erden erschienen.”
Der wirkliche Charakter des Spiritismus ist aber “der einer Wissenschaft und nicht der einer Religion. Der Beweis ist, dass er unter seinen Bekennenden allerseits Religionsgenossen zählt, die auf ihre religiösen Überzeugungen keineswegs verzichtet haben: Eifrige Katholiken, die trotz des Spiritismus allen Pflichten ihres Kultus getreulich nachkommen, wenn die Kirche sie nicht zurückstößt; Protestanten von allen Richtungen und Sekten, Israeliten, Moslems, ja sogar Buddhisten und Brahmanisten.”
“Was die Moral betrifft, so ist er wesentlich christlich, weil diejenige, welche er lehrt, nur die Entwicklung und Anwendung der Moral Christi ist. (...)”

Gibt es Spiritismus in der Schweiz?

Ja! Die Lehre des Spiritismus findet auch in der Schweiz Anerkennung. Es haben sich Studiengruppen von Menschen gebildet, die sich ernsthaft mit den Fragen beschäftigen:
“Wer bin ich?”, Wozu bin ich geboren?”, Was ist der Sinn des Lebens?”, Gibt es Leben nach dem Tode?”, Woher bin ich gekommen?”,Wohin werde ich gehen?”, Gibt es einen Gott?”

Was er lehrt (grundsätzliche Aspekte)

  • Gott ist die höchste Intelligenz und der Ursprung von allem. Er ist ewig, unveränderlich, immateriell, einzig, allmächtig, souverän gerecht und gut.
  • Das Universum ist Schöpfung Gottes. Es umfasst alle denkenden und nicht denkenden, beseelten und nicht beseelten, materiellen und immateriellen Wesen.
  • Außer der körperlichen Welt, welche der Lebensraum der inkarnierten (einverleibten) Geister (Menschen) ist, gibt es die geistige Welt, die der Lebensraum der desinkarnierten (nicht einverleibten) Geister darstellt.
  • Im Universum gibt es andere bewohnte Welten, in denen verschiedene Wesen in verschiedenen Entwicklungsebenen (-Stadien) existieren. Sie sind gleich, mehr oder weniger entwickelt als der Mensch. Alle Naturgesetze sind von Gott geschaffen worden. Sie umfassen sowohl die physischen als auch die moralischen Gesetze.
  • Der Mensch ist ein inkarnierter (einverleibter) Geist (Esprit, Spirit) in einem materiellen Körper. Der Perisprit (Geisterhülle) ist der halbmaterielle Körper, der den Geist mit dem materiellen Körper verbindet.
  • Die Geister sind die intelligenten Wesen der Schöpfung. Sie bilden die geistige Welt, die vor jedem physischen Dasein gewesen ist und alles Materielle überdauern wird.
  • Die Geister werden einfach und unwissend erschaffen. Sie entwickeln sich intellektuell und moralisch, indem sie von einer niederen zu einer höheren Ebene aufsteigen, bis sie die Vollkommenheit erreicht haben, wo sie eine unveränderliche Freude genießen.
  • Die Geister bewahren ihre Individualität vor, während und nach jeder neuen Inkarnation.
  • Die Geister reinkarnieren so viele Male, wie es für ihre eigene Entwicklung notwendig ist.
  • Die Geister entwickeln sich immer. In ihren vielfältigen körperlichen Existenzen können sie stagnieren. Sie entwickeln sich aber nie zurück. Die Schnelligkeit ihrer intellektuellen und moralischen Fortschritte ist abhängig von den Bemühungen, die sie machen, um die Vollkommenheit zu erlangen.
  • Die Geister können verschiedenen Klassen zugeordnet werden, je nach der Vollkommenheitsebene, die sie erreichen konnten: reine Geister, die schon die höchste Vollkommenheitsebene erreichten; und gute Geister, bei denen der Wunsch nach dem Guten überwiegt; unvollkommene Geister, die sich durch die Unwissenheit, den Wunsch nach dem Bösen und die niederen Leidenschaften auszeichnen.
  • Die Beziehungen zwischen den Geistern und den Menschen sind permanent und existierten schon immer. Die guten Geister beeinflussen uns zum Guten, geben uns die Unterstützung in den Prüfungen des Lebens und helfen uns, diese Prüfungen mit Mut und Ergebung zu verkraften. Die unvollkommenen Geister treiben uns zum Fehltritt an.
  • Jesus ist der Weg und das Vorbild für die ganze Menschheit. Und die Lehre, die er ausgeübt und uns gelehrt hat, ist der reinste Ausdruck des göttlichen Gesetzes.
  • Die Moral Christi, im Evangelium enthalten, ist der Leitfaden zu der sicheren Entwicklung aller Menschen. Die Praxis der christlichen Moral ist zugleich die Lösung für alle menschlichen Probleme und das zu erreichende Ziel der Menschheit.
  • Der Mensch besitzt den freien Willen zu agieren, haftet aber für die Folgen seiner Taten.
  • Das künftige Leben bringt dem Menschen Strafen und Belohnungen, seinem Verhalten gegenüber dem göttlichen Gesetz entsprechend.
  • Das Gebet ist eine Tat der Gottesanbetung, die zu den Naturgesetzen gehört, und die einem angeborenen Gefühl des Menschen entspricht, sowie der angeborenen Ideen der Existenz des Schöpfers.
  • Das Gebet macht den Menschen besser. Derjenige, der mit Inbrunst und Vertrauen betet, macht sich selbst widerstandsfähiger gegen die Versuchung des Bösen, und Gott sendet ihm gute Geister, um ihm zu helfen. Das ist eine Hilfe, die ihm nie verweigert wird, wenn er mit Aufrichtigkeit darum betet. Spiritistische Praxis
  • Alle spiritistische Praxis ist kostenlos, wie im folgenden Prinzip des Evangeliums dargelegt ist: “Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.” (Matthäus 10:8)
  • Die spiritistische Praxis wird mit Einfachheit und ohne Rituale ausgeführt, gemäß dem christlichen Prinzip, dass Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet werden soll. (Johannes 4:23)
  • Der Spiritismus hat keine Priester oder priesterliche Zuordnung und verwendet in seinen Sitzungen und in seiner Praxis: keine Altäre, keine Bilder, keine Traggerüste, keine Kerzen, keine Prozessionen, keine Sakramente, keine Vergebung der Sünden, keine Paramente, keine alkoholische oder berauschende Getränke, keinen Weihrauch, keinen Tabak, keine Talismane, keine Amulette, keine Horoskope, kein Kartenlegen, keine Pyramiden, keine Kristalle, keine Rituale oder Formen externen Kultes.
  • Der Spiritismus bürdet seine Prinzipien den Interessenten nicht auf. Er lädt sie ein, seine ganze Lehre durch eigene Vernunft zu überprüfen, bevor sie diese akzeptieren.
  • Die Mediumschaft, welche die Kommunikation zwischen den Geistern und dem Menschen ermöglicht, ist eine Gabe, die vielen Personen in die Wiege gelegt worden ist. Sie ist ganz unabhängig von der Lehreinrichtung, Lebensphilosophie oder Religion, die man sich zu eigen macht.
  • Die spiritistische Praxis der Mediumschaft ist nur diejenige, die unter den Prinzipien der spiritistischen Lehre und unter der christlichen Moral durchgeführt wird.
  • Der Spiritismus respektiert alle Religionen und Lehren, verleiht Wert allen Bemühungen für die Praxis des Guten, arbeitet für die Verbrüderung und für den Frieden zwischen allen Völkern und Menschen, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Staatsangehörigkeit, Glaube oder Gesellschaft- bzw. Kulturebene. Er erkennt, dass “der wahre Ehrenmensch derjenige ist, der in der höchsten Reinheit dem Gesetz der Gerechtigkeit, der Liebe und der Nächstenliebe folgt”.